Wie sinnvoll sind Hausaufgaben?

 

Sind wir mal ehrlich: Wäre die Stimmung zu Hause nicht besser, wenn die Kinder am Nachmittag keine Hausaufgaben machen müssten? In vielen Familien kann dies bejaht werden. Und das aus gutem Grund. Hausaufgaben führen nicht selten zu Spannungen, Streit und Unwohlsein innerhalb einer Familie. Familie, gerade die Institution, bei der Wohnbefinden und Miteinander immer im Vordergrund stehen sollten.

 

 

Lernen mit den Eltern?

 

Doch warum ist das eigentlich so? Warum werde ich immer wieder darauf angesprochen, dass die Kinder nur schleppend und gezwungener Maßen ihre Hausaufgaben machen und das Lernen mit den Eltern so absolut gar nicht klappen möchte? Letzteres ist sicherlich allen etwas vertraut und verständlich, wenn wir ehrlich sind. Wer möchte mit seinen Eltern schon zusammen lernen oder Hausaufgaben machen? Kinder wissen, dass ihre Eltern sie lieben und zu ihnen stehen – bedingungslos. Das ist so auch vollkommen richtig und sollte so sein, ist dennoch ein Grund sich gegen das Lernen und die Hausaufgaben auflehnen zu können. Und auch das ist ganz normal.  Von Eltern ist hier ein gewisses Feingefühl kombiniert mit ein paar Tipps und Tricks gefragt, dennoch mit ihren Kindern für die Schule lernen zu können. Klappen kann es auf jeden Fall, es kommt nur auf die Art und die Methoden an.

 

Die Frage nach dem Sinn

 

Ein anderer Grund, warum Hausaufgaben so unbeliebt sind, ist definitiv die Frage nach dem Sinn dahinter. Kinder lernen auf verschiedensten Wegen. Verpflichtende Hausaufgaben, die am Abend mehr oder weniger motiviert gemacht werden, zählen selten zu den erfolgsversprechenden Methoden.

 

Hausaufgaben gehören schon seit Jahrhunderten zum Schulsystem. Oft werden Kinder in der ersten Klasse von ihren Eltern gefragt: „Und, hast du schon Hausaufgaben auf?“ Manchmal sind sie enttäuscht, wenn die Kinder an ihrem ersten Schultag keine aufbekommen haben. Und auch die Kinder erwarten das ganz selbstverständlich. Die Annahme zeigt, wie selbstverständlich Hausaufgaben ungefragt dazugehören. 

Doch wie sinnvoll sind Hausaufgaben wirklich?

 

Mehrere wissenschaftliche Studien untersuchten, wie wirksam Hausaufgaben tatsächlich sind und ob sie sich positiv auf das Lernen auswirken können:

  • Tina Hascher und Franziska Bischof: Integrierte und traditionelle Hausaufgaben in der Primarstufe – ein Vergleich bezüglich Leistung, Belastung und Einstellungen zur Schule 
    Die wissenschaftliche Auswertung eines mehrjährigen Versuches in der Schweiz, bei dem ein Kanton komplett auf Hausaufgaben verzichtete, zeigte im Vergleich mit anderen Schülern, dass sich Schüler ohne Hausaufgaben geringer belastet fühlten und höher motiviert waren als ihre Altersgenossen, die nachmittags noch Hausaufgaben erledigen müssen.
     
  • John Hatti: Bildung sichtbar machen 
    Hatties Metastudie zeigte, dass Hausaufgaben nur einen sehr geringen Einfluss auf den Lernerfolg haben.
     
  • Jutta Standop: Hausaufgaben in der Schule: Theorie, Forschung, didaktische Konsequenzen
    Eine aktuelle Veröffentlichung, die die Rolle der Hausaufgaben im Kontext der Ganztagsschuldebatte beleuchtet und die Frage aufwirft, ob Hausaufgaben nicht besser in der Schule erledigt werden sollen.
     
  • Bernhard Wittmann: Vom Sinn und Unsinn der Hausaufgaben
    Eine mittlerweile 50 Jahre alte Studie, in der Wittmann den Lerneffekt von Hausaufgaben untersucht und zu dem Ergebnis kam, dass es diesen nicht gibt.

 

Kinder, die keine Hausaufgaben machen müssen, haben weniger Stress in der Familie. Sie gehen tatsächlich auch lieber in die Schule. Untersuchungen in der Schweiz haben gezeigt, dass der Leistungsstand nicht durch das Erledigen von Hausaufgaben beeinflusst wird. Hausaufgaben haben einen geringen, positiven Effekt, aber nur in der Oberstufe, in der Hausaufgaben aus einer Eigenmotivation heraus gemacht werden. In der Grundschule zeigen sich keine positiven Effekte.

 

Eine Alternative zu Hausaufgaben stellt die Ganztagsschule dar. Ebenfalls mit positiven und negativen Ansichten zu vertreten. Hier können sich die Kinder allerdings unter Anleitung und mit Unterstützung austesten und werden an das eigenständige Lernen herangeführt, unabhängig vom Umfeld ´Zuhause`.

 

Weniger Druck, mehr Entdeckerfreude

 

Ja, Hausaufgaben üben und wiederholen Themen des Unterrichts. Doch die Frage ist, unter welchen Voraussetzungen dies geschieht und wie nachhaltig mit diesem Üben tatsächlich gelernt wird? Hausaufgaben sind ja nicht zu verbannen, aber definitiv anders aufzubereiten als bisher. Denn die Kinder erhalten in den meisten Fällen kein individuelles Feedback. Gemeinsame Kontrollen im Unterricht bleiben unkommentiert. Diese Zeit kann in jedem Fall anders und für die Kinder besser genutzt werden.

Viele Lehrer sind bereits im Umbruch, ändern die Konzepte, haben Ideen. Doch auch das ist nicht einfach in einem Schulsystem, das bereits so lange und so starr besteht.

 

Für Eltern sind Hausaufgaben oft ein Mittel der Kontrolle. Es hat sich allerdings gezeigt, dass Freiraum und Vertrauen nachhaltiger sind, als der Zwang oder die Verpflichtung. Demnach lernen Kinder lieber, auch mit Eltern, wenn es aus ihrem eigenen Willen heraus entsteht. Wenn sie etwas voller stolz präsentieren können und hiermit auch gehört werden wollen. Daher den Druck rausnehmen und die Entdeckerfreude wecken.

 

Das Schulalltags – Coaching für Eltern

 

Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Lernen mit dem eigenen Kind stressfreier und angenehmer zu gestalten. Wichtig sind Kompromisse auf beiden Seiten, Regeln und vor allem klärende Gespräche. Ein paar praktische Tipps und Trick wie auch kreative Ideen erleichtern das Lernen zusätzlich. In einem intensiven Gespräch können wir gerne verschiedene Varianten besprechen und durchspielen. Hausaufgaben bleiben ein Bestandteil der Schullaufbahnen der Kinder. Die Frage ist nur, wie wir den Umgang und die Zeit gestalten.